Ein ungewöhnliches Grundstück für eine Kirche, gelegen an einer Straßenkreuzung, die keine brauchbaren Fluchten bietet, um einen Neubau daran zu orientieren. Die Architektin schuf der Kirche deshalb einen eigenen Bezugsrahmen. Das Bauensemble ist auf ein Quadrat gestellt, das als Kiesfläche ins Gelände gezeichnet wurde. Diese Kiesinsel stellt einen klaren Begrenzungsmaßstab dar, auf dem die Kirche und ein separat angelehnter Gemeinderaum mit Sakristei in freiem Spiel verschiedener Bau- und Raumvolumina in transparenten Raumentwicklungen entstehen. Es gibt keine klaren, eindeutigen Zuordnungen, sondern jede Fläche, jeder Raum gehört gleichzeitig auch anderen Flächen und Räumen an: Ein regelrechtes Lehrstück für den Begriff der Transparenz in der Architektur. Eine kleine Brücke spannt sich über den Kies zum leicht erhöhten Bauwerk, das mit niedrigem, zurückspringendem dunklen Sockel über den Steinen schwebt. Wie ein Portal durchschreitet man einen in der Höhe weit gespannten Betonbalken, der trotz einiger Massivität Gemeindehaus und Kirche elegant zusammenbindet und gleichzeitig die Vorderkante des Kiesquadrats wiederholt Die Raumsituation auch hier durch Gleichzeitigkeit geprägt: Innenraum, Außenraum – Zugang und Vorhalle.
Drinnen dann zunächst niedrige, eher lichtarme Enge. Ein Eindruck der beim Betreten des eigentlichen Sakralraumes einer für diese kleinen Dimensionen erstaunlichen Weite weicht. Wände und Decke dehnen sich in Richtung Altar. Der Blick könnte in die Leere laufen, würde er nicht von einer massiven, quadratischen Betonwand aufgefangen, die dem Altar Rückgrat ist, Ruhe und Stabilität verleiht. Umrahmt von bemaltem Glas scheint diese Wand wie ein schwerer Monolith im Licht zu stehen und ist in der Lage, all die von draußen mitgebrachte Unruhe zu absorbieren. Im Altarbereich des Sakralraums wird der Rahmen des Grundrissquadrats symbolträchtig gesprengt: Das Quadrat kann dabei als Urform für die Ratio gelesen werden. Gleichzeitig verstellt ein Quadrat, nämlich die Betonwand hinter dem Altar, den Zugang zu dem außerhalb der Ratio liegenden Raum, der symbolisch als der irrationale, dem menschlichen Denken nicht zugängliche, göttliche Raum gelesen werden kann. Nur das immaterielle Licht bringt Botschaft aus diesem nicht sichtbaren Bereich.
Alles sehr schlicht, einfach und klein. Aber alles in sich stimmig, aus einem Guss. Bis zu den Details hin ist spürbar, dass der Bau aus einer einzigen großen Gestaltungsidee heraus entwickelt wurde. Dabei war es sicherlich keine leichte Aufgabe, sich mit einem Kirchenbau derart kleiner Dimension in fast hautnaher Berührung mit großmaßstäblichem Investorenwohnbau zu behaupten. Der Architektin gelang dies mit einfachsten Mitteln. Sie setzte eine dynamische Form in patiniertem Kupferblech. Und ganz im Gegensatz zur Umgebung stimmt hier einfach alles. Das schafft Aufmerksamkeit und Mitte ...
Aus: Freiburg. Neue Architektur. Modo-Verlag