Die in einer sehr heterogenen Umgebung schwimmende historische Schule erhält durch den viergeschossigen Kopfbau im Süden an der Ecke Grunaer- / Zirkusstraße einen festen städtebaulichen Anker. Im Osten an der Zirkusstraße werden die offenen Flächen zu einem zweiseitig gefassten Schulhof, der den historischen Eingang erhält und gleichzeitig einen Rahmen für den Haupteingang des Neubaus bietet. So wird die räumliche Situation zur südlichen Straße geschlossen und im Osten eine repräsentative Eingangssituation mit einer klar erkennbaren und im Straßenbild gebundenen „Adresse" geschaffen. Die Qualität der feinen Vertikalgliederung der Neubaufassaden setzt sich dabei dezent aber bestimmt von den dynamisch gelagerten Volumen des Altbaus ab. Dem wertvollen baulichen Erbe des Marie-Curie-Gymnasiums wird mit größtmöglicher Rücksichtnahme begegnet. Dazu gehören sowohl der umfassende Substanzerhalt, wie auch der Verzicht auf Eingriffe in die räumliche Charakteristik und den Schauwert des historischen Schulbaus. Der Neubau wird lediglich angedockt und kommt so ohne Beeinträchtigungen und Eingriffe in das historische Erbe aus, obgleich die stadträumliche Situation neu interpretiert wird. Dabei tritt der Neubau bewusst von der östlichen Straßenkante zurück, um die Sichtbeziehung zur Altbausubstanz nicht zu tangieren. Die zwei getrennten Schulhofbereiche im Nordwesten und Osten des alten Schulgebäudes bewir-ken eine Differenzierung der Außenbereiche und setzen darüber hinaus den alten Schuleingang als Schnittstelle und zentrales Baugelenk neu in Szene. Der als Atriumhaus konzipierte Neubau bringt durch seine kompakt organisierte Form mit kurzen Wegen große Flexibilität in die räumliche Disposition – ein Umstand, der dem angestrebten Schulkonzept eines kreativen, offenen und dynamischen Unterrichts ebenso entgegenkommt wie die anregende Qualität der innenräumlichen Atmosphäre. Unterstützt wird dieser Gedanke auch durch ein flexibles und unhierarchisches System der Wegeführung mit Freibereichen von hoher Aufenthaltsqualität. Das offene Atrium lässt mit seinen Holzdecks ein Floß assoziieren, das eine geschützte Freifläche anbietet, die von verschiedenen Seiten erschlos-sen zum zentralen, ruhig pulsierenden Herzstück des Neubaus wird. Der Innenhof ist dabei neben der Aula auch als alternativer Veranstaltungsort vorstellbar. Ein Terrasseneinschnitt im 3. Obergeschoss ergänzt das attraktive Freiflächenangebot und fördert dabei die Transparenz zum Außenraum, ebenso die Sichtachsen, die sich am Ende der Flure nach allen Himmelsrichtungen öffnen.
Raumkonzept
Durch Belegung mit Kursräumen konnte die Struktur des Altbaus mit seinen kleinen Räumen weitgehend erhalten werden. Wegen inhaltlicher Korrespondenz zur Aula werden die musischen Räume dabei dem nördlichen Flügel zugeordnet. Die größeren Klassenräume sind alle im Neubau untergebracht. Im Erdgeschoss übernimmt die Eingangshalle mit angegliedertem Cafeteriabereich den direkten Verbund zwischen Schulbau und Sporthalle. Für die Nutzung durch Freizeitsportler ist auch ein Zugang von der Grunaer Straße aus möglich. Das Raumkonzept ist vom Willen zu vielfältiger Transparenz in Form von großzügigen Verglasungen und interessanten Blickbeziehungen zum Außenraum geprägt.
Umwelt und Energie
Das Gebäude verzichtet bewusst auf einen hohen Technisierungsgrad und ist ganz auf Low-Tech-Niveau konzipiert. Dazu gehören neben einem effektiven Verschattungssystem mit senkrechten Lamellen auch mögliche passive Wärmegewinne, sowie die Möglichkeit zur Nachtauskühlung mit Aktivierung der Baumassen. Eine dem Stand der heutigen Möglichkeiten entsprechende Dämmung sorgt für die gewünschte thermische Trägheit der Baumassen nach Außen. Eine sorg-fältige Auswahl der Baumaterialien wird insbesondere auch nach dem Kriterium der Nachhaltigkeit getroffen.